Psychomotoriktherapiestunde

Das Spiel steht im Zentrum

 

Die zentralen Elemente einer Therapiestunde sind Bewegung, Symbolwelt und Spiel. Im Spiel wird das Kind in der Motorik, der Sinneswahrnehmung, seiner Gefühlswelt, in seiner Selbstwahrnehmung und seinen sozialen Kompetenzen gefördert. Es kann seine bisherigen körperlichen und emotionalen Erlebnisse verarbeiten. Das Kind gewinnt an Selbstvertrauen und wagt sich an neue Herausforderungen.

 

 

Beispiele aus der Praxis

Ein Beispiel wie es einem Mädchen gelingt, ihre Angst zu überwinden, um die Strickleiter hochklettern zu können.

Heute hat Mathilde (8 Jahre) Lust, die Strickleiter hochzuklettern, die an der Decke des Therapieraums befestigt ist. Sie fürchtet sich allerdings, ohne den Kontakt zum Boden auf der instabilen Leiter zu stehen. Ihr Psychomotoriktherapeut hält die Leiter mit einer Hand fest und hilft Mathilde mit der anderen Hand, auf die Strickleiter zu steigen. Als Mathilde ihr Gleichgewicht gefunden hat, steigt sie langsam die Sprossen hinauf. Sie habe Angst, möchte es aber trotzdem probieren, erklärt sie dem Therapeuten. Dieser versichert ihr, dass sie das schafft und ermutigt sie, weiterzuklettern, während er unten am Boden die Leiter festhält. Auf halber Höhe angelangt, bekommt Mathilde grosse Angst und möchte nicht weiterklettern. Der Therapeut lobt sie für ihren Mut und die Strecke, die sie schon geschafft hat. Er schlägt ihr vor, dass sie zum Absteigen direkt auf den dicken Teppich springt, der unter der Strickleiter liegt. Mathilde zögert: Die Höhe macht ihr Angst, aber noch mehr fürchtet sie sich, rückwärts alle Sprossen herabzusteigen. Um ihr zu helfen, erinnert der Therapeut Mathilde an ihren Kater: «Denk einfach an deinen Kater Felix und mach es genau wie er, wenn er von einer Mauer springt.» Das Mädchen nimmt all seinen Mut zusammen und landet unbeschadet auf dem Teppich. Sie strahlt vor Stolz! «Ich hatte ein bisschen Angst, aber es hat auch viel Spass gemacht!», sagt sie beim Abschied zum Therapeuten. «Nächste Woche klettere ich bis ganz nach oben.

Dieses Beispiel beschreibt die therapeutische Begleitung eines Mädchens, welches unter psychosomatischen Beschwerden leidet.

Carola (14 Jahre) ist kaum im Therapieraum angekommen, als sie sich schon auf der Matratze am Boden ausstreckt. Sie liebt diesen Augenblick der Entspannung zu Beginn der Therapiestunde, wenn ihre Therapeutin sie mit verschiedenen Gegenständen massiert. Seit Carola bewusst geworden ist, dass alle Menschen sterben müssen, hat sie ständig Angst, ihre Angehörigen und Freunde zu verlieren. Sie klagt über Bauchschmerzen und ist körperlich sehr angespannt. Durch die Massagen kann sie sich entspannen und ungezwungen über ihre Ängste, Gefühle und Alltagssorgen sprechen. Nach dem Gespräch fordert die Therapeutin Carola auf, ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen und ihre Gefühle zunächst beim Modellieren mit Ton, dann durch freie Bewegung zu Musik auszudrücken. Als Carola den Therapieraum verlässt, fühlt sie sich entspannter und sicherer – sowohl körperlich als auch emotional. Sie hat sich von den trüben Gedanken, die sie seit einiger Zeit nicht mehr losgelassen haben, befreit.

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Die Psychomotoriktherapie eignet sich für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die motorische oder emotionale Probleme, Verhaltensauffälligkeiten oder Schwierigkeiten in ihren Beziehungen zu anderen haben.